Zunächst zur Wirklichkeit: Sagen wir mal so: Am Wetter lag's nicht...
Blankenburg wie ausgestorben - Fußgänger und Vögel flüstern...
... an einem Donnerstag - nachmittags im Berufsverkehr.
16:30 Uhr Heinersdorfer Straße. Die Anlage klingt auch verlassen...
Ruhe und Frieden im Dorf, wie nie zuvor. Die Apokalypse naht...
Am Horizont zwei Schulmädchen aus Malchow kommend...(ca. 16:35 Uhr)
Nina und Sophie mit schwerem Rucksack zu Fuß unterwegs nach Buchholz.
"In Malchow aus dem Bus geworfen! So eine Sch...!" Sagt man nicht!
Ein einsamer Vorbote fliegt vorbei. Die Spannung steigt... (ca. 16:50 Uhr)
Und endlich kommt er doch noch: der Große Aufzug Malchower Unterstützer.
Kaum einer spricht. Müde schon die tapf're Trillerpfeife...(ca. 17:00 Uhr)
Am Straßenrand zählt jemand mit: 23 Teilnehmer... Am Ende die Botschaft:
"BAUEN OHNE VERKEHR GEHT GAR NICHT!" - Wie bitte? Geht's noch?? -
...
Nina und Sophie denken:
"DEMO OHNE SINN UND VERSTAND GEHT GAR NICHT!"
Kluge Mädchen, finde ich.
Wolf Blau
27/09/2019
... Fortsetzung folgt ...
NEIN, die Blankenburger sind jetzt nicht alle komplett verrückt geworden!
Jedenfalls nicht die, die hier ganzjährig wohnen und sich daher zu Recht Blankenburger Anwohner
nennen können.
Der ominöse Aufruf zu diesem Sternmarsch stammt abermals vom Vereinsvorstand der Kleingartenpächter
aus der autonomen Blankenburger Teilrepublik "Althohenschöngarten", wo bekanntlich beim Mauerfall '89
die meisten Uhren stehen geblieben sind...
Das ist jener grüne Siedlungsbereich westlich der Heinersdorfer Straße, auch "Erholungsanlage" genannt,
wo zuletzt regelmäßig anonyme Hetzschriften als Wandzeitung in den unzähligen Vereinsschaukästen
die naturbelassenen Wege säumten, um die (n)ostalgische Gesinnung der Mitglieder auf anhaltenden
Gleichschritt zu trimmen. Dort, wo selbst leise Kritiker des Vorstands in WhatsApp- oder
facebook-Chats per Sofort-PN (persönliche Nachricht) ins Separee der Vereinsgaststätte "Scheune"
zum Rapport zitiert werden.
Beim Anmelder des Sternmarsches am 26.09.2019 handelt es sich um einen Nachfolger des erstmals anno
1910 verzeichneten "Vereins der Kleingartenpächter Blankenburg-Berlin", den "Garten- und
Siedlerfreunde Anlage Blankenburg e.V.". Obwohl selbst erst 1991 gegründet, findet der Vorstand
offenbar nichts dabei, auf dem eigenen Vereinslogo mit "Seit 1909" zu strotzen. In der Öffentlichkeit
wird dann auch gern mal der Vereinsname auf "Garten- und Siedlerfreunde Blankenburg e.V."
verkürzt, um so die tatsächlich höchst limitierte Berechtigung aufzupimpen, sich als Vertreter der
Blankenburger Bürgerschaft darzustellen:
NEIN, die umstrittene Vereinsvorsitzende, Ines Landgraf, vertritt trotz aller Umtriebigkeit in örtlichen
und regionalen Netzwerken wie Seilschaften NICHT die Blankenburger Bürgerschaft, sondern tatsächlich
nur einen Bruchteil der Blankenburger Anwohner!
Sie ist zweifelsfrei die legitime Vertreterin der Kleingärtner und Pächter, die aber (wie übrigens der
Vorstand auch) ihre eigentlichen Wohnsitze (und Wahlkreise!) nicht in Blankenburg, sondern in
vielerlei Stadtbezirken bzw. sogar im Berliner Umland haben und alljährlich zur Sommerzeit auf ca.
einem Viertel der besiedelten Fläche Blankenburgs für eine Spottpacht ihre Parzellen bewirtschaften,
die zu 90% dem Land Berlin gehören. Die wenigen vor Ort ansässigen Eigentümer und legalen Dauerbewohner
des Areals, die übrigens bei weitem nicht alle Vereinsmitglieder bei Frau Landgraf sind, ändern
nichts daran, dass die so kompakt wirkende "Erholungsanlage" de facto die geringste Bevölkerungsdichte
aller Blankenburger Wohnsiedlungen aufweist.
Offenbar ist hier jemandem der Demo-Erfolg vom 09.05.2019 zu Kopf gestiegen, über den seinerzeit
in einigen Medien, u. a. auf dieser Plattform, berichtet worden war (vgl.
"9. Mai 2019 Demo in Berlin-Blankenburg").
Nur ging
es damals eben auch ganz konkret um den "Erhalt der Erholungsanlage" und gegen die Planung von TRAM-
und TVN-Trassen (Tangentialverbindung Nord) quer durch die "Anlage Blankenburg". Dagegen hatten sich
im Mai eben auch viele "Rest-Blankenburger" ausgesprochen und sich mit den Betroffenen aus der
"Anlage Blankenburg" solidarisiert. Einige hatten sich damals auch dem Umzug angeschlossen.
Anlass, Forderungen und Zielgruppe des Demonstrationsaufrufs sowie die Empfänger der Botschaft
"Blankenburgs Zukunft nur mit uns!" waren für jedermann verständlich und nachvollziehbar.
Ebenso eindeutig war die Route des Protestzuges geplant: vom Bahnhof Blankenburg auf den beiden angrenzenden
Hauptstraßen an der Anlage entlang bis zum Ortskern Alt-Blankenburg.
Die damals vom Veranstalter vorab kalkulierten Verkehrsbeeinträchtigungen für die Teilnehmer
des Feierabendverkehrs Richtung Karow und Buch hielten sich, insbesondere dank der taktisch klugen
Organisation der vor Ort sichernden Polizeikräfte, in durchaus noch vertretbaren Grenzen.
Ein völlig anderes Szenario ist für den 26.09.2019 zu erwarten. Denn nach dem erklärten Willen
des Veranstalters (vgl. Routenplan auf dem Flyer) soll an diesem Donnerstag ab ca. 16:00 Uhr der
gesamte Berliner Nordosten zur Hauptstoßzeit im Feierabend-Berufsverkehrs für mehrere Stunden
lahmgelegt werden!
Laut Polizeiangaben hat der Veranstalter "Garten-und Siedlerfreunde Anlage Blankenburg e.V."
einen vierzügigen Aufmarsch mit einer Abschlusskundgebung auf der Dorfangerwiese in Alt-Blankenburg
für 1.500 Teilnehmer in einem Zeitfenster von 16:30 Uhr bis 19:30 Uhr angemeldet.
Im Vorfeld und im
Nachgang der genehmigten Veranstaltung wird seitens der Polizei zur Sicherung des ungefährdeten
Erreichens und Verlassens der Teilnehmer der vier Aufmarsch-Sammelplätze und des Versammlungsortes
zusätzlich noch mit ca. 30 Minuten Beeinträchtigungen der "Fließverkehre" gerechnet.
Das heißt, dass bei planmäßigem Verlauf der Demonstration der gesamte Straßenverkehr
stadtauswärts im Großraum Weißensee, Malchow, Heinersdorf, Blankenburg, Buchholz, Karow, Buch,
Zepernick, Schwanebeck, Panketal, insbesondere auf den Ausfallstraßen B-2, B-109 und der A-114
in der Zeit zwischen 16:00 und 20:00 Uhr mehrfach komplett zum Erliegen kommen wird!
Selbst wenn
die notwendige gleichzeitige (!) Vollsperrung von Heinersdorfer Straße, Blankenburger Pflasterweg,
Blankenburger Bahnhofstraße und Blankenburger Chaussee zur Berufsverkehrszeit nur für 30 bis 40
Minuten anhalten sollte, ist abzusehen, dass der dabei entstehende Rückstau bis weit in die Stadt
anwachsen wird. Man darf gespannt sein, wie lange die Betroffenen in den Autos und auch in den
Bussen (!) bis zur Stauauflösung ausharren müssen...
Es liegt auf der Hand, dass die dabei aufkommende
"Freude" nicht ohne negative Wirkung bleibt. Denn selbst ein latent vorhandenes Interesse an regionalen
politischen Themen dürfte bei vielen unfreiwillig Beteiligten nachhaltig versiegen.
Für in kommenden Jahren aber voraussichtlich noch notwendige Massenprotestaktionen in und um
Blankenburg, insbesondere zur Verhinderung des Großbauprojekts "Blankenburger Süden", sind die
derart sinnlos Verärgerten als aktive Teilnehmer wohl eher verloren.
Die gesamten Kosten dieser kontraproduktiven (Macht-) Demonstration, die unter dem gesetzlichen
Schutz des Versammlungsrechts steht, inklusive der Kosten für Ausrüstung, Material und Dienstzeiten
aller beteiligten Einsatzkräfte der Polizei, gehen übrigens zu Lasten der Steuerzahler!
Es zahlen also
auch alle, die den faulen Zauber der unseriös handelnden Organisatoren durchschauen und ablehnen. Aus
diesen und weiteren Gründen halte ich allein den Aufruf zum Sternmarsch am 26.09.2019 in der
vorliegenden Form für einen inakzeptablen Rechtsmissbrauch.
WELCHE profilierungssüchtigen Pseudo-Revolutionsführer wollen hier eigentlich WEN aus der vorgeblich
betroffenen Bevölkerung für WELCHE ZIELE auf die Straße locken, um tausenden Verkehrsteilnehmern der
Nordostregion diesseits und jenseits der Stadtgrenze einen nicht unerheblichen Teil ihres Feierabends
- sprich: ihrer Lebenszeit - zu stehlen?
WER will hier WEM eigentlich WAS beweisen und WER SIND die angeblichen "PARTNER" dieses aberwitzigen Aufrufs
zur willkürlichen zeitweiligen Sperrung des Straßenverkehrs in Nordost-Berlin?
WAS treibt die Mitglieder der benannten Gruppierungen dazu, sich für eine dermaßen sinnfreie Kampfansage
gegen die eigenen Nachbarn vereinnahmen zu lassen?
Fragen über Fragen, die mit dem normalen Menschenverstand nicht ohne weiteres zu beantworten sind.
Trotzdem kann es sich lohnen, insbesondere zur Vermeidung von Wiederholungen, den Antworten nachzugehen.
Vorab nur soviel: auf Nachfrage wurde bekannt, dass u. a. die folgenden gemeinnützig aktiven Blankenburger
Vereine, deren Mitglieder ganz überwiegend auch Blankenburger Anwohner sind, NICHT
zum Sternmarsch vom 26.09.2019 aufgerufen haben: der "Greenwatch e.V."; die "IG Blankenburger Klimawald";
die "IG Heimatfreunde Blankenburg" und der Verein "VABB - Vereinte Anwohner von Berlin-Blankenburg e.V.".
[Hinweis der Redaktion: Die vorgenannten Blankenburger Vereine und Bürgerinitiativen legen
ausnahmslos Wert auf die Feststellung, an keinem der Aufmärsche am 26.09.2019 und auch nicht an der sogenannten
"Abschlusskundgebung auf der Dorfangerwiese" teilgenommen zu haben!]
Friedbert Weisshaupt
22/09/2019
(letzte Aktualisierung 02/02/2020)